Philipp Maderthaner: Der Erfolgs-Unternehmer und frühere Kanzlermacher erfindet sich neu

Philipp Maderthaner, der als Kanzlermacher (von Sebastian Kurz) zur Berühmtheit avancierte, erlebt als Mindset-Coach für Unternehmer einen Höhenflug. Sein Podcast "Business Gladiators Unplugged" wurde mit einem Award ausgezeichnet, im April lud er zum ersten Live-Event. Für sich persönlich hat er Erfolg neu definiert.

von Philipp Maderthaner: Der Erfolgs-Unternehmer und frühere Kanzlermacher erfindet sich neu © Bild: (C)2022 Ricardo Herrgott/News

Steckbrief Philipp Maderthaner

  • Name: Philipp Maderthaner
  • Geboren: am 6. August 1981
  • Ausbildung: Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Universität Wien
  • Beruf: Unternehmer, Speaker, Kampagnen-Experte (vormals auch für die ÖVP), Podcaster ("Business Gladiators Unplugged"), 2021-2023 Investor bei "2 Minuten 2 Millionen"
  • Familienstand: unbekannt
  • Kinder: unbekannt

Der strenge Business-Kurzhaarschnitt der Anfangstage ist schon lang einem wild-lockigen Silicon-Valley-Look gewichen. Ein blaugraues Samtsakko zum T-Shirt unterstreicht beim Gespräch in Philipp Maderthaners Büro im Quartier Belvedere seine entspannte Grundstimmung. Im Video, in dem er zu seinem ersten Live-Event einlädt, trägt er sogar ganz leger Hoodie. Nach einer beispiellosen Karriere, die in der ÖVP begann und in multiplen Unternehmensgründungen mündete, braucht der 41-Jährige keine Businessuniform mehr. Längst gilt er selbst als Marke im Bereich erfolgreiches Unternehmertum.

Sein Büro, vor dessen Bodenfenstern den Besuchern Wien zu Füßen liegt, unterstreicht dies. Die weitläufigen Räumlichkeiten wurden vom Architektenduo Michael Niederer und Andreas Wessely gestaltet, die schon das Fernblick als extravagantes Event-Hotel in St. Corona am Wechsel erschufen. Ein Mid-Century-Style der Extraklasse prägt Maderthaners Kreativ-Oase. Kaffee wird Besuchern in jedem Raum in einem auf das Raummotto abgestimmten Geschirr serviert. Vordergründig spürt man mehr loungiges Hotelflair als kühle Arbeitsatmosphäre.

© (C)2022 Ricardo Herrgott/News Als Wenigleser beschreibt sich Philipp Maderthaner. Die Bücher im Büro hat er alle mehrmals gelesen. Es brauche Zeit, ihre Lehren in die Praxis zu bringen, stellt er Qualität vor Quantität

Philipp Maderthaner als Chef

Auch der Chef selbst gibt sich nahbar. Er scherzt lobend über sein vitaminreiches Wasser (Biogenas "Nu Magic Water"), das aktuell die gesunde Ernährung unterstützt: "Seit Jänner reiß' ich mich z'samm." Einmal im Monat wird hier auch gefeiert. Das 60-köpfige Team gibt Mottopartys zu Themen wie "Las Vegas" oder "Winter is coming". Über allem steht das Motto "Work Hard, Play Hard". Maderthaner bezeichnet sich als extrem fordernden, anspruchsvollen Chef. "Wer mitzieht, erlebt mich aber auch jubilierend und begeisterungsfähig. Ein greifbarer, erreichbarer Chef. Es taugt mir, gemeinsam Grenzen zu verschieben", sagt er.

Philipp Maderthaner: Sein Unternehmen

Letzteres gelingt ihm seit seinem Start in die Selbstständigkeit 2012 im Alter von 30 Jahren. Sein vielschichtiges Unternehmen umfasst neben seiner ersten Gründung, der vielfach ausgezeichneten Kampagnen-Agentur Campaigning Bureau, die Unternehmensberatung Business Gladiators Consulting und die Start-up-Beteiligungsgesellschaft Business Gladiators Ventures sowie eine Campaigning-Software-Firma.

Karriere-Erfolge

Er verantwortete Sebastian Kurz' Wahlkampagne 2017, wurde von Ernst & Young 2018 zum österreichischen Unternehmer des Jahres gekürt, war zuletzt zwei Staffeln lang als Investor Teil der Start-up-Show "2 Minuten 2 Millionen" auf Puls 4 und ist seit Jahren erfolgreicher Keynote-Speaker. Es ist sein Talent als Motivator, das er auch in "Bootcamps" für bis zu acht Teilnehmer anbietet, das Maderthaner nun endgültig ins Rampenlicht führt.

Maderthaners Podcast "Business Gladiators Unplugged"

Rund 10.000 Podcasthörer sind pro Monat dabei, wenn er Unternehmern eloquent und volksnah Mut zuspricht. Die Titel der wöchentlichen Folgen des -mit dem Ö3-Podcast-Award ausgezeichneten -Formats "Business Gladiators Unplugged" sind Verlockung in Reinkultur. "Wie werde ich dieses Jahr reich und berühmt?","Was, wenn alles den Bach runtergeht?" oder "Ist Elon Musk wirklich ein Idiot?" waren Themen. Auch Arnold Schwarzenegger war bei Maderthaner zu Gast. Meistens spricht der Entrepreneur jedoch solo und anhand alltäglicher Beispiele über Handfestes. Etwa darüber, wie man Erfolgsziele richtig definiert, wie man vom Planen ins Tun kommt oder Herausforderungen wie Mitarbeiterkündigungen bewältigt.

© SAMS-FOTO.COM Philipp Maderthaner will mit Live-Events anderen Mut machen, Ihre Ziele zu verfolgen und Ideen umzusetzen. Dies erfülle ihn persönlich mehr als wirtschaftlicher Erfolg, sagt er.

Live-Event vor 500 Menschen

Am 15. April wagte er sich erstmals mit einem eigenen Live-Event in den Ticketverkauf. Das Ziel: "In schwierigen Zeiten des Umbruchs ein Gegenprogramm zur ,Great Resignation'" zu zünden. Es sind keine Weisheiten, die nicht schon tausendfach in der Fachliteratur abgehandelt worden wären, und doch prägt Maderthaner aus seinen ganz persönlichen Erfahrungen ein Event und Österreichs erfolgreichsten Wirtschaftspodcast. An dessen Anfang stand ein neuer Mindset in Sachen Erfolgsdefinition, dem er nun folgt.

Philipp Maderthaner über seinen Erfolg

Früher maß Maderthaner Erfolg vor allem in wirtschaftlichen Zahlen. Am Anfang ging es ihm im niederösterreichischen Waidhofen, wo sein Weg als Sohn eines Sozialarbeiters und einer Apothekenangestellten begann, "total profan" um den Wunsch "einen sehr guten Lebensstandard aufzubauen", beschreibt er rückblickend.

"Wirtschaftlicher Erfolg war eine große Triebfeder. Aber dieses Konzept nutzt sich ab", hält er Innenschau. "Heute motiviert mich der Impact, den ich geben kann." Höchste Schlagkraft für jeden Kunden ist die Geschäfte betreffend noch immer oberstes Ziel. Ganz persönlich misst er Erfolg jedoch neuerdings daran, was er anderen weitergeben kann. "Jede Nachricht von Menschen, die ich mit meinen Erfahrungen erreicht habe, gibt mir heute mehr als etwas, das ich mir mit Geld kaufen kann", sagt er über seine neue Definition von Erfolg.

Entschlossenheit, schon in der Ausbildung

Der heutigen Perspektive ging ein wirtschaftlicher Erfolgsweg voraus, aus dessen Erfahrungsschatz Maderthaner nun schöpft. Eine ausgeprägte Entschlossenheit war sein stetiger Begleiter. Schon im Volksschulalter wusste er sich durchzusetzen, verrät eine seiner Anekdoten beiläufig. So ging er in Essstreik, nachdem die Volksschullehrerin ihn für eine Hauptschule empfohlen hatte, weil er unbedingt ein Gymnasium absolvieren wollte. An selbigem sammelte er als Schulsprecher, Landesschulsprecher und Obmann der Schülerunion erste Erfahrungen in Sachen Führung, Organisation, Marketing oder Finanzen. Seinem Engagement hat die Schule einen Kaffeeautomaten zu verdanken.

Die folgende Ausbildung an der Tourismusschule in Krems ("Ich wollte Hoteldirektor werden") war als "finanzielle Herausforderung" für die Familie zu meistern, da ein Internatsaufenthalt bezahlt werden musste. "In meiner Familie war niemand unternehmerisch aktiv. Diese Tradition oder Vorbilder gab es bei uns nicht. Aber meine Eltern haben mich immer unterstützt, wenn sie gemerkt haben, dass mir etwas wichtig ist", umreißt er das Umfeld, aus dem heraus die Karriere wuchs. Positiv motivierend, aber ohne den sprichwörtlichen goldenen Löffel als Beiwerk.

"Ich habe unendlich viel gejobbt und beim Praktikum in der Schweiz jeden Tag das Gleiche gegessen, damit ich mir mein erstes Auto kaufen konnte. Dahingehend bin ich schmerzfrei und gnadenlos zu mir selbst", so Maderthaners Selbstbeschreibung.

»Ich habe unendlich viel gejobbt und beim Praktikum in der Schweiz jeden Tag das Gleiche gegessen, damit ich mir mein erstes Auto kaufen konnte. «

Vom Studium in die Selbständigkeit

Während des Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft arbeitete er vom ersten Semester an. Einer seiner ersten Jobs war parlamentarischer Mitarbeiter der heutigen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Mit 22 Jahren war er jüngster Pressesprecher in Erwin Prölls Landespartei und entdeckte wenig später als erfolgreicher Marketing- und Kommunikationschef beim Wahlkämpfen seine Leidenschaft für Kampagnen.

Der Weg in die Selbstständigkeit mit der Gründung des Campaigning Bureau im Alter von 30 Jahren war ein logischer Schritt. "Politik selbst hat mich nie interessiert. Meine Leidenschaft war rasch das Unternehmertum", sagt er rückblickend.

»Als Selbstständiger hast du den größten Gestaltungsspielraum, aber auch das größte Risiko.«

Im Gespräch kommt Maderthaner darauf zurück, wie sehr die unterstützende, aber auf Eigenverantwortung ausgelegte Erziehung der Eltern seinen Weg geprägt hat. "Das Prinzip, das ich internalisiert habe, ist, dass mit Freiheit auch Verantwortung kommt. Egal, ob der Job grad nervt oder der Chef, jeder hat die Freiheit, für sich Entscheidungen zu treffen. Mit der Freiheit kommt die Verantwortung für deine Entscheidung. Als Selbstständiger hast du den größten Gestaltungsspielraum, aber auch das größte Risiko. Die Freiheit kommt zum Preis des vollen Risikos. Diese Entscheidung war mir sehr bewusst, und ich würde diesen Preis jeden Tag wieder zahlen."

Erfolgs-Tipps von Philipp Maderthaner

Seine ersten Schritte als Selbstständiger waren wenig glamourös: "Komplett allein. Ich, mein Laptop, meine Couch und mein Ikea-Kastl." Doch das Ziel war groß, und er bewies langen Atem. Wie in Sachen Podcast. Den hörten zu Beginn nur 22 Menschen. "Andere hören da vielleicht gleich wieder auf. Aber ich durfte lernen, dass der Erfolg mit der Kontinuität kommt. Außerdem habe ich mir gedacht, solang ich nur für einen Zuhörer Nutzen stiften kann, ist es mir das wert."

Es sind Erfahrungen wie diese, die als Erkenntnisse in Maderthaners Podcasts oder beim Gespräch über die Hürden des Unternehmertums auftauchen. "Es kann sein, dass es lang dauert, bis man unternehmerisch erfolgreich ist. Wenn du dann nicht dranbleibst oder auf bestimmte Dinge, wie deinen Lebensstandard, nicht verzichten kannst, fehlt dir der lange Atem. Du musst früher aufgeben. Dabei hätte es wenige Wochen später vielleicht geklappt", bringt er die unternehmerische Wichtigkeit des langen Atems auf den Punkt.

Die gnadenlose Frage

Seine Podcasts hätten durchaus etwas Selbstherapeutisches, resümiert er. Indem er sich den Fragen der Zuhörer stelle, erkenne er auch eigene Muster und Strategien. Dem Anspruch "walk your talk" zu folgen ist ihm wichtig. "Ich erzähle ja nicht das eine und tue dann etwas anderes. Was ich weitergebe, habe ich alles selbst erlebt. Ich weiß, wie das ist, wenn man sich etwas schönredet. Eine der gnadenlosesten Fragen, die man sich stellen kann, ist:,Welche Entscheidung hast du tief drinnen schon getroffen, traust dich aber noch nicht, sie auszusprechen?'"

»Eine der gnadenlosesten Fragen, die man sich stellen kann, ist:,Welche Entscheidung hast du tief drinnen schon getroffen, traust dich aber noch nicht, sie auszusprechen?'«

Gleichzeitig erhebe er selbstverständlich keinen Anspruch auf die Wahrheit, sondern berichte nur davon, was für ihn funktioniert hat. "Was für mich geklappt hat, ist immer Ergebnis von Versuch und Irrtum. Davon erzähle ich, ohne Anspruch auf Wahrheit oder Meinungshoheit. Kommt jemand und sagt: Ich hab's auch probiert, bei mir klappt es nicht, sage ich: Interessant, lass uns reden", so Maderthaner. Nur bitte keine Diskussionen um des Rechthabens willen! Er wolle Teil einer Gesellschaft sein, die umsetzt und ausprobiert, nicht Teil einer "unsäglichen Besprechungsgesellschaft", die sich in den Kommentarspalten der Social-Media-Portale ihrer Gescheitheit vergewissert.

Philipp Maderthaner über seine Niederlagen

Spricht man den Erfolgsmenschen auf Niederlagen an, scheut er sich nicht, von Fehlern bei der Expansion zu erzählen. Beim ersten Versuch, in Berlin ein Büro aufzubauen, sei man am Glauben gescheitert, Mitarbeiter könnten dort das Geschäft von null aufbauen. "Ich durfte lernen, dass Mitarbeiter helfen, etwas zu managen, aber du kannst niemanden dafür bezahlen, dass er ein Unternehmen aufbaut", erzählt Maderthaner vom "massiven Kohleversenken" damals.

Ebenso habe er gelernt, dass er aktiv Kritik einfordern muss: "Ich strahle offenbar aus, dass immer alles möglich ist. Dadurch habe ich wenig kritische Stimmen gehört, die mir sagen, was sie für unmöglich halten. Dazu muss ich aktiv einladen, weil es in einem Findungsprozess auch wichtig sein kann."

"Die kommen nicht wegen mir!"

Selbst der Erfolg seiner neuen Karriere als Motivator im Rampenlicht ist in gewisser Hinsicht dem Ja zu Schwächen geschuldet. Nicht nur, weil es das braucht, um Lebenslehren zu destillieren. Auch, weil sogar jemanden wie Maderthaner bis heute die Angst vor dem Scheitern in den Augen anderer begleitet. "Natürlich wird es manche geben, die es für verrückt halten, wenn ich jetzt auf Tour gehe. Aber es gibt auch viele, die mir zuhören wollen, weil sie davon profitieren. Das darf man nie vergessen: Die kommen nicht wegen mir, sondern wegen ihrer eigenen Ziele, die sie verfolgen."

Genau dieser Gedanke helfe, die Sorge bezüglich des Urteils anderer zu zügeln, die Menschen oft davon abhalte, ihre Ideen umzusetzen. "Es ist die Konzentration auf den Nutzen, den du stiften willst, der dich rettet. Leg' den Fokus auf deine Aufgabe, dann hast du keine Zeit, dich zu fragen, wie das jemand anderer findet, denn das ist ja nur eine Ego-Geschichte. Es ist der offene Umgang mit der eigenen Imperfektion, der dich komplett unangreifbar macht."

Zweifel und kein Blick zurück

Zweifel begleiteten Maderthaner, bevor er mitten im Lockdown den Vertrag für sein Büro in Wien unterschrieb. Heute führt ihn sein Weg von dort auf die Bühne seines ersten Solo-Events. Wieder ist da schnell die Erkenntnis der Wochen, in denen er die Unterschrift für das Objekt abwägte und hinauszögerte. "Zweifel sind normal, weil wir uns alle nach Sicherheit sehnen. Aber wir können nicht in die Zukunft schauen. Wir können Dinge durchdenken. Wenn du dich entschieden hast, musst du Zweifel und Ängste hinter dir lassen und ins Tun kommen. Das ist der Moment, in dem ich nicht mehr zurückschaue." Es klingt nach zahlreichen Podcastfolgen, die in diesem Raum noch auf Vertonung warten.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News-Magazin Nr. 14/2023.