Die extremen Wetterumschwünge lösen bei vielen Menschen Kopfschmerzen aus. Welche Arten von Kopfschmerzen am häufigsten vorkommen, welche gefährlich sind und was man vorbeugend unternehmen kann
Sie können pochend, drückend oder stechend sein und einseitig oder beidseitig auftreten: Jeder kennt Kopfschmerzen. 11,4 Prozent der Frauen und 5,2 Prozent der Männer unter 60 Jahren gaben in der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2019 an, unter chronischen Kopfschmerzen zu leiden, wodurch ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigt ist.
Mittlerweile sind laut internationaler Kopfschmerzgesellschaft über 200 unterschiedliche Kopfschmerzformen bekannt. Am häufigsten kommen Spannungskopfschmerzen und Migräne vor, deutlich seltener Cluster-Kopfschmerzen. „Je nach Studie beträgt die Lebenszeitprävalenz des Spannungskopfschmerzes zwischen 30 und 80 Prozent, wobei Frauen diskret häufiger betroffen sind als Männer“, erklärt Nenad Mitrovic, Leiter der Neurologie am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck und Präsidiumsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft.
Der Spannungskopfschmerz ist meist drückend und von der Intensität her leicht bis mäßig. „Er verschlechtert sich – im Gegensatz zum Migränekopfschmerz – nicht bei Bewegung“, weiß der Neurologe. Im Gegenteil: Durch einen Spaziergang an der frischen Luft kann der Schmerz nachlassen.
Mehr Kopfschmerzpatienten
Die sich aktuell häufenden Wetterumschwünge und hohen Temperaturunterschiede sind eine erhebliche Belastung für unseren Körper. Kopfschmerzpatienten leiden darunter besonders. Denn Wetterumschwünge sind ein klassischer Trigger für Migräne, ebenso wie Hormonschwankungen, Stress, psychische Belastungen, Hungerphasen sowie Schlafstörungen.
Migräne wird fast immer von Übelkeit begleitet. Dazu tritt in gut der Hälfte aller Fälle Licht- und Lärmempfindlichkeit auf. Der Schmerz ist dabei einseitig, pulsierend und von der Intensität her mäßig bis stark.
11,4 Prozent
aller Frauen unter 60 Jahren und 5,2 Prozent der Männer leiden an chronischen Kopfschmerzen an mehr als 14 Tagen jeden Monat
Auf Zahl der Schmerzmittel achten
Wer unter Schmerzen leidet, greift klarerweise zu Medikamenten. „In der Therapie der Migränen gilt es grundsätzlich, eine Akuttherapie von einer prophylaktischen Therapie zu unterscheiden“, sagt Mitrovic. Wichtig dabei sei, die Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten in der Akutbehandlung so niedrig wie möglich zu halten, um die Entwicklung eines chronischen Kopfschmerzes durch Übergebrauch von Schmerz- und Migränemitteln zu verhindern. So sollten etwa keinesfalls mehr als 15 Ibuprofen pro Monat eingenommen werden. Ansonsten besteht nämlich die Gefahr, zusätzlich Kopfschmerzen zu bekommen, die den Spannungskopfschmerzen ähneln.
Dann wird es schwer, zu unterscheiden, ob es sich um den Grundkopfschmerz handle oder der Schmerz aufgrund der zu häufig eingenommenen Schmerzmittel auftrete. Die einzige Möglichkeit, diese Kopfschmerzen wieder wegzubekommen, ist, diese Medikamente ganz wegzulassen.
Stress – ein häufiger Auslöser
Treten Kopfschmerzen zum ersten Mal auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. In den allermeisten Fällen handelt es sich um Spannungskopfschmerz bzw. Migräne. Das Risiko, dass die Schmerzen auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen, steigt jedoch ab dem Alter von 50 Jahren.
In einigen Fällen muss umgehend gehandelt werden, etwa dann, wenn neurologische Probleme dazukommen oder der Schmerz plötzlich und heftig auftritt.
Menschen mit häufigen Kopfschmerzen sollten ihren Lebensstil anpassen. Denn 80 Prozent der Kopfschmerzpatienten geben Stress als Risikofaktor an. Auch Fehlhaltungen, Depressionen, eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, zu wenig Bewegung an der frischen Luft oder das Auslassen von Mahlzeiten können Kopfschmerzen hervorrufen. Ausdauer- und Entspannungstraining können hingegen dazu beitragen, dass zumindest die ein oder andere Kopfschmerzattacke ausbleibt.
Die häufigsten Arten von Kopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen
beidseitig, leicht bis mäßig stark
Dauer: 30 Minuten bis sieben Tage
dumpf, drückend, ziehend
Licht- und Lärmempfindlichkeit können vorkommen
Migräne
meist einseitig, mäßig bis stark
Dauer: vier bis 72 Stunden
pulsierend, pochend, hämmernd
Übelkeit, Sehstörungen, Licht- und Lärmempfindlichkeit
Cluster-Kopfschmerzen
meist einseitig im Bereich der Augen
Dauer: 15 Minuten bis drei Stunden
sehr stark, stechend, bohrend
tränendes Auge, verstopfte Nase, Schweiß auf der Stirn
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 18/2024 erschienen.