Elisabeth Köstinger stieg unter der türkis-blauen Regierung 2017 zur Landwirtschaftsministerin auf. Auch unter der ÖVP-Grün-Regierung behielt sie diesen Posten. Sie galt als enge Vertraute von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Am 9. Mai 2022 legte sie ihren Posten zurück.
Steckbrief Elisabeth Köstinger
Name: Elisabeth Köstinger
Geboren am: 22. November 1978 in Wolfsberg, Kärnten , Österreich
Position: Landwirtschaftsministerin
Ausbildung:Volks-, Haupt- und Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Kärnten, seit 2003 Studium an der Universität Klagenfurt (Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Angewandte Kulturwissenschaften)
Karriere: Bundesleiterin Landjugend Österreich 2002-2006, Bundesobfrau der Österreichischen Jungbauernschaft - Bauernbund Jugend 2007-2012, Abgeordnete zum Europaparlament 2009-2017, Generalsekretärin der ÖVP 2017, Nationalratspräsidentin November bis Dezember 2017, von Dezember 2017 bis Juni 2019 Landwirtschafts- und Umweltministerin.
Partei: ÖVP
Familienstand: Liiert
Kinder: Ein Sohn
Viele hatten erwartet, dass Elisabeth Köstinger ihrem Mentor Sebastian Kurz bei dessen Rückzug aus der Regierung folgen würde. Doch die Kärntner Bauernbündlerin konnte nach dem Machtwechsel in der Volkspartei ihren Posten noch einmal retten. Nun, einige Monate später, geht sie doch - wie sie sagt freiwillig und einigermaßen überraschend, auch wenn es Gerüchte über einen personellen Neustart in der Volkspartei schon länger gibt.
Elisabeth Köstinger: Reibbaum für viele
Die 43-Jährige diente während der vergangenen Jahre als Reibebaum für viele in und links der Mitte. Nicht nur steht sie wie kaum eine andere für die Ära Kurz, auch lobbyiert sie durchaus erfolgreich seit vielen Jahren für ihre Klientel, die Landwirte und den Tourismus. Vor allem in letzterem Bereich hatte sie während der Pandemie eine harte Aufgabe zu bewältigen. Der Spagat zwischen wütenden Gastronomen und Hoteliers und besorgten Gesundheitspolitikern war durchaus breit.
Freundlicher Mensch aber nicht konfliktscheu
An sich ist Köstinger eher ein freundlicher Mensch, der gerne mit einem Lächeln auf den Lippen öffentliche Auftritte bewältigt. Das hinderte sie aber nicht, Konflikte zu suchen und auszutragen. Sie galt durchaus als Speerspitze der Volkspartei, umso mehr noch unter Kurz, wenn es darum ging, mit der SPÖ Gefechte auszutragen.
Elisabeth Köstinger: Aus der Landjugend in die Politik
Überhaupt war es der Altkanzler, der den Aufstieg aus einer frühen, aber nicht sonderlich auffälligen Partei-Karriere rasant vorantrieb. Politisch stammt die 43-jährige Mutter eines Sohnes, die im Kärntner Granitztal aufwuchs, aus der Landjugend, mehrere Jahre leitete sie auch die österreichische Jungbauernschaft. Schon in dieser Zeit wurde sie 2009 EU-Parlamentarierin, eine Funktion, die sie bis zur Nationalratswahl 2017 innehatte, auch dort war das Agrarische ihr Hauptgebiet.
Wenig erfolgreich als Nationalratspräsidentin
Als Zukunftshoffnung postierte sie die Partei als Vizechefin unter Reinhold Mitterlehner. Mit dem verband sie freilich weniger politisches Vertrauen als mit dessen Widersacher Kurz. Dieser machte sie sofort nach der türkisen Macht-Übernahme in der ÖVP zur Generalsekretärin, womit sie ein wichtiger Teil der erfolgreichen Nationalratskampagne der Volkspartei war. Weniger glorreich war ihre Zeit als Nationalratspräsidentin, gab sie das Amt doch nach einem Monat wieder für ihr Ministeramt auf, was bei Parlamentariern für einigen Ärger sorgte.
Köstinger: Geforderte und kritisierte Ministerin
Als sie unter Türkis-Blau noch für den Umweltbereich zuständig war, hagelte es regelmäßig Kritik ob der vermeintlichen Ambitionslosigkeit der Ministerin. Diese wurde sie insofern in der Koalition mit den Grünen los, als ihr dieser Aufgabenbereich nicht mehr zufiel. Entschädigt wurde Köstinger mit einem skurril anmutenden Cocktail aus Agrar, Telekommunikation, Tourismus und Zivildienst. Sogar in letzterem Bereich war Köstinger gefordert. Denn aktive Zivildiener mussten in der Pandemie ihre Dienstzeit verlängern, ehemalige wurden wieder einberufen.
Elisabath Köstingers Rücktritt
Im Mai 2022 hatte sie offenbar genug. Wenige Tage vor dem ÖVP-Parteitag erklärte sie ihren Rücktritt. Sie dürfte in die Privatwirtschaft wechseln. Wer ihr nachfolgt, steht noch nicht fest. Wie die scheidende Ressortchefin betonte, habe für sie schon mit dem Abgang von Sebastian Kurz festgestanden, dass das Kapitel Politik für sie nach 13 Jahren zu Ende gehe. Damals sei die Zeit noch nicht reif gewesen, "weil vieles noch nicht fertig war". Unter anderem würdigte sie, dass seither etwa die neue Lebensmittelkennzeichnung vereinbart worden sei. Ebenfalls hob Köstinger den neuen Gewässerbewirtschaftungsplan hervor. Grundsätzlich hielt sie fest, dass Frauen in der Branche oft sehr hart und untergriffig beurteilt würden, wie sie selbst erfahren habe. Andererseits erhalte man auch viel Unterstützung, ermunterte sie junge Frauen, Chancen zu ergreifen.
Alle Infos zum Rücktritt Köstingers hier im Liveblog: