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Arlberg: "Krise ... welche Krise?"

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Reisen - Arlberg

©Günter Fritz
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Der Arlberg ist ein Skigebiet der Superlative - enorm vielfältig, traditionsbewusst und ausgesprochen international. Ein faszinierender und einzigartiger Mikrokosmos zwischen Sport und Luxus, in dem Geld nicht wirklich eine Rolle zu spielen scheint und in dem Einheimische oft nur mit der Lupe zu finden sind. Ein Lokalaugenschein.

Am späten Nachmittag geht im "Krazy Kanguruh" - kurz oberhalb der Galzig-Bahn-Talstation - die Post ab. Dicht gedrängt geben sich die Gäste lautstark und gut gelaunt dem Après-Ski-Vergnügen hin. Das "Krazy Kanguruh" ist das älteste Après- Ski-Lokal in St. Anton und es gehört Mario Matt. Der Olympiasieger und zweifache Slalom-Weltmeister hat es schon während seiner Skikarriere - und neben der Zucht von Vollblut-Araberpferden - als zweites Standbein vom schwedischen Vorbesitzer erworben und führt es mittlerweile seit fast 15 Jahren mit seiner Frau Andrea. Beim Besuch von News kümmert er sich darum, dass alles läuft, ist Ansprechperson, wenn Stammgäste einen bestimmten Sitzplatz wollen und ist in alle möglichen Details involviert. Immerhin beschäftigt er 40 Mitarbeiter. Von Anfang Dezember bis Saisonende Ende April hat das 350 Sitzplätze große Lokal geöffnet, zu Spitzenzeiten drängen sich schon mal 500 bis 600 Besucher -drinnen und draußen auf der Terrasse.

Logisch, dass da wenig Zeit zum Skifahren bleibt, am ehesten noch vormittags mit seiner kleinen Tochter: "Am Nachmittag ist schon sehr viel zu tun", sagt Matt, der auch Mittagessen anbietet -und das "zu einer sehr guten Qualität von einem guten Küchenteam; das ist mir wichtig". Über mangelndes Geschäft kann er sich jedenfalls nicht beklagen, generell sei den internationalen Gästen Après-Ski nach wie vor sehr wichtig. Das merkt man auch an den Hütten rundherum, im Taps nebenan und speziell im Mooser Wirt, der wahrscheinlich immer am vollsten ist und wo das Auf-dem-Tisch-Tanzen zum täglichen Ritual gehört.

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Dem Olympiasieger und zweifachem Slalom-Weltmeister gehört das angesagte Après-Ski-Lokal "Krazy Kanguruh" in St. Anton. Dort ist immer viel los

 © Günter Fritz

Wenn Mario Matt dennoch Skifahren geht, dann nur noch am Arlberg, so der Ex-Skistar: "Ich bin ja in meiner aktiven Zeit viel herumgekommen, und der Arlberg ist wirklich ein tolles, abwechslungsreiches Gebiet mit einer ganz besonderen Kulisse. Es gibt so viele Möglichkeiten - auf oder abseits der Pisten - da ist für jeden was dabei. Und das schätzen unsere Gäste aus aller Welt." Lieblingspisten hat er keine - aber Maroi im Frühjahr sei sehr schön, oder auch Valluga Nord, so Matt. "Es kommt immer auf die jeweilige Situation an."

Skifahren vom Feinsten

Das sieht auch Martin Ebster, Chef des Tourismusverbands St. Anton, so: "Meine liebste Strecke? Das hängt von der Jahreszeit ab. Im März oder April in der Früh bei Firn vom Gampen über Fang runterzufahren, das hat schon was. Oder auch die Bachseite beim Galzig." Die Vielfalt der Pisten sei gewaltig, so Ebster, der auch schon den "Run of Fame" quer über den Arlberg vom Rendl nach Warth und retour - 85 Kilometer und 18.000 Höhenmeter - in 5 Stunden 15 Minuten geschafft hat. "Trotz lediglich 26 benutzter Lifte hat man das Gefühl, das ganze Skigebiet gesehen zu haben. Das Landschaftsbild und die Eindrücke sind einfach unglaublich."

Eine Pause geht sich bei so einer ambitionierten Zeit freilich nicht aus - was schade ist, denn die Zahl der Hütten und Einkehrmöglichkeiten ist ebenso groß und abwechslungsreich wie das Skigebiet selbst. Seit der Eröffnung der Flexenbahn 2016 sind die St. Antoner und Lech/Zürser Seite miteinander verbunden und mit den Skiern oder Snowboards von der jeweils anderen Seite aus erreichbar - und man braucht nicht mehr den Bus zwischen den zwei in Tirol und Vorarlberg gelegenen Gebieten nehmen, es sei denn, man will sich eine Strecke ersparen.

Heute tun sich den Wintersportlern 302 Kilometer Pisten auf einer Höhe von 1.300 bis 2.800 Metern sowie 85 Lifte auf. Dazu kommen noch 200 Kilometer Tiefschnee-oder Variantengelände und das einzige Heli-Ski-Angebot Österreichs in Lech. Wer zwischendurch mal Langlaufen will, kann das auf 84 Kilometern Loipen tun - wer den Adrenalinkick sucht, findet ihn u. a. auf der steilste Piste, dem sogenannten Langen Zug, mit einem Gefälle von bis zu 80 Grad, einer 4,7 Kilometer langen Strecke vom Rüfikopf nach Lech. Herausfordernd können auch die zahlreichen Skirouten sein, beispielsweise vom Galzig nach St. Christoph oder Riffl 2 am Rendl, um nur zwei zu nennen.

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Adi Werner ist seit 60 Jahren am Arlberg und mit dem Hotel Hospiz in St. Christoph und vor allem mit seinem Weinkeller in der Hospiz Alm berühmt geworden

 © Günter Fritz

So viel Angebot hat natürlich seinen Preis: 75 Euro kostet die Tageskarte für Erwachsene in der Hauptsaison und 54 Euro für Kinder. Der Sechs-Tages-Pass kommt auf 401 bzw. 241 Euro. Beträge, die sich in Relation zum Gebotenen und zum Mitbewerb freilich relativieren. Ebster: "Im Vergleich zu den Pistenkilometern sind wir günstig." Die Preise am Arlberg insgesamt seien sicher gehoben, man sei aber auch ein gehobenes Skigebiet.

Internationales Flair

Was zweifellos stimmt: Die Infrastruktur - von den Pisten, den Sportgeschäften und Skiverleihs, dem Mobilitätsangebot bis zu den Hütten und Hotels - ist top. Dazu kommt noch ein besonders buntes, internationales Flair, das man woanders so sicher nicht findet. In St. Anton stammen die Gäste aus rund 50 Nationen; wobei die wichtigsten Herkunftsländer Deutschland, die Niederlande und Großbritannien sind. Die Österreicher machen 6,7 Prozent aus, dann kommen Schweden, Dänen, Belgier, Schweizer und US-Amerikaner. Und es ist ein durchwegs junges Publikum -im Winter beträgt der Altersschnitt 35 Jahre. 60 Prozent der Gäste sprechen nicht Deutsch.

In Lech und Zürs ist der Gästemix nicht so extrem -es sind aber immer noch rund 30 Nationen. Die größte Gästegruppe dort sind Deutsche, gefolgt von Österreichern, Briten, Niederländern, Schweizern und US-Amerikanern. "Das ist ein sehr wichtiger Markt für uns, schließlich kommen die meisten amerikanischen Gäste nach Wien auf den Arlberg", sagt Lech-Zürs-Tourismuschef Hermann Fercher. Aber auch Belgier, Schweden, Australier und Franzosen sind auf der Vorarlberger Seite stark vertreten.

Multikulti-Personal

Was für die Gäste gilt, gilt auch für die Mitarbeiter: Auch die kommen aus aller Herren Länder und stellen nicht selten die Mehrheit der Beschäftigten in Hotels, Bars oder Geschäften - sogar ein Kontingent von rund 500 Griechen gibt es etwa in St. Anton. "Mittlerweile ist Englisch anstelle von Deutsch überall akzeptiert", sagt Fercher: "Die Leute sind nach Corona diesbezüglich offener geworden, ihnen ist die Qualität am wichtigsten und nicht die Sprache." Da die Hotels weitgehend Familienbetriebe unter österreichischer Führung seien, ergebe sich so aber eine gewisse Balance.

Der Arlberg steht für sich und hat international ein besonderes Standing - speziell in Übersee

Christoph FahrnerHotel Arpuria-Chef

Viele Küchenbrigaden, die aus Spaniern, Griechen oder Briten bestehen, unterhalten sich auf Englisch. Oder aber auch auf Spanisch, wie etwa im Hotel Valluga: "Unsere schwedischen Eigentümer haben auch zwei Hotels auf Mallorca und unsere Küchenchefs kommen immer von dort", so Hotel-Managerin Franziska Schütz. Die gebürtige St. Antonerin ist eine von drei österreichischen Mitarbeitern von insgesamt 34. Neben den beiden ebenfalls einheimischen Hausmeistern kommen die Mitarbeiter des Hotels aus der Schweiz, Ungarn, Neuseeland, Schweden, Spanien, Brasilien, Kolumbien und Portugal. Oberkellner Tony etwa ist in Südkorea geboren und in Schweden aufgewachsen und spricht Spanisch, Englisch, Deutsch, Schwedisch und Portugiesisch -der ideale Mitarbeiter für so einen Multikulti-Hotspot.

Ebenso durchmischt geht es im Hotel Arpuria, ebenfalls in St. Anton: Deutsche sind dort zwar die Nummer 1, das Gros der Gäste kommt jedoch aus dem Benelux-Raum, Skandinavien, Großbritannien, USA, Kanada, Australien und verstärkt auch aus Osteuropa. "Der Arlberg steht für sich und hat international ein besonderes Standing - speziell in Übersee", so Hotel-Chef Christoph Fahrner, der den Familienbetrieb in der dritten Generation gemeinsam mit seiner Frau Barbara führt. Dieser wurde jüngst komplett zu einem stylischen Boutiquehotel umgebaut. Seit der Eröffnung am 14. Dezember läuft es mit einer 90-prozentigen Auslastung. "Von einer Krise ist nichts zu spüren", sagt Fahrner, dessen Großvater Karl ein bekannter Skirennläufer war. Auch der Enkel hat das Ski-Gen und mag besonders gerne die Strecke vom Schindlergrat Richtung Alpe Rauz vorbei an der Ulmer Hütte: "Eine lange breite Piste, die auch im Frühjahr noch schön knackig ist -und ich schon mit meinem Opa gefahren bin."

Ein Gebiet - zwei Gesichter

Allgemein wird St. Anton als die jüngere und sportliche Seite angesehen, weil hier mehr Party gemacht wird und sich die anspruchsvolleren Pisten und Freeride-Gebiete finden als auf der Vorarlberger Seite - etwa Valluga, Schindlerkar oder Rendl. Lech und Zürs dagegen sind mehr auf Luxus ausgerichtet und haben die entsprechenden Gäste. Etwa die niederländische Königsfamilie, die seit Jahrzehnten im Gasthof Hotel Post in Lech urlaubt. Generell ist das Publikum in Zürs und Lech gesetzter, gehobener und konservativer -viele davon Mediziner, Anwälte oder Unternehmer und Industrielle. Immerhin gibt es hier auch 64 Vier-oder Fünfsternehotels. "Viele waren schon als Jugendliche oder Studenten da und kommen jetzt mit ihren Kindern oder Eltern in größeren Gruppen", so Tourismuschef Fercher. Insgesamt sei Lech weniger snobistisch als andere Markenorte: "Es gibt mehr altes Geld als neureiche Attitüden".

Aber auch St. Anton ist bei Promis sehr beliebt - wenngleich sich dann alles sehr inkognito abspielt: So hat etwa die britische Prinzessin Kate hier ihren 40er gefeiert, gut abgeschirmt in einem Chalet - auch Ed Sheeran hat 2022 hier gefeiert, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hat.

Streben nach hoher Qualität

Was die beiden Seiten indes eint, ist das Streben nach Qualität -insbesondere auch kulinarisch. 23 Restaurants mit 65 Hauben gibt es in Lech, in St. Anton sind es acht Lokale mit 22 Hauben. Aber auch bei der Halbpension in den Vier-und Fünfsternehotels wird mittlerweile auf Haubenniveau gekocht. Und von dementsprechenden Weinkarten begleitet: Am Arlberg gibt es den höchsten Flaschenabsatz in Restaurants nach Wien.

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Die Rendl Beach Bar ist nur eine der vielen Skihütten am Arlberg und weil sie nicht so groß ist, besonders entspannend - auch wegen des tollen Panoramablicks

 © Günter Fritz

Besonders groß ist der Weinabsatz in der Hospiz Alm von der Arlberg-Legende Adi Werner. Der Chef des Arlberg Hospiz in St. Christoph, der seit 60 Jahren am Arlberg tätig ist, lagert in seinem einzigartigen Weinkeller seltene französische Spitzenweine in Großflaschen - insgesamt 3.500. Und die können je nach Größe und Winzer schon leicht einen fünfstelligen Eurobetrag kosten. "Für eine Herrenrunde mit zehn, zwölf Personen, Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten sind die ein besonderes und bleibendes Erlebnis", so Werner, der mit seinen fast 88 Jahren noch immer begeisterter Wirt ist und sich um seine Gäste höchstpersönlich kümmert. Und die können sich seit jeher sehen lassen -zahlreiche gekrönte Häupter, schwerreiche Industrielle und Unternehmer, Politiker, Schauspieler und Spitzensportler sind bei ihm schon eingekehrt.

So wie überall sonst am Arlberg laufen auch in der Hospiz Alm die Geschäfte nach Corona wieder so wie früher: "Mehr als voll können wir nicht sein", so Werners Antwort auf die Frage, ob etwas von einer Krise zu spüren sei": "Krise ... welche Krise?". Zwischen 90.000 und 110.000 Euro setzt die Hospiz Alm im Schnitt pro Tag um, an manchen Tagen sind es sogar 170.000 Euro - dank einer Straßenzufahrt und dem damit verbundenen Abendgeschäft, bei dem die guten, teuren Weine konsumiert werden. Das Preisniveau am Arlberg sieht Werner als durchaus angemessen an: "Man darf nicht übertreiben, aber ein guter Preis ist drinnen - denn ist es aus Sicht der Gäste zu billig, bekommt man rasch ein schlechtes Image."

Was aber am Arlberg definitiv nicht der Fall ist, wie das aktuelle Gästeaufkommen zeigt. Ebster: "Der Schnee übt einfach eine Faszination aus; die Leute lieben das Wintererlebnis und wollen auf das Skifahren nicht verzichten."

Tradition, Luxus, stylisches Design

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Tradition, Luxus, stylisches Design

37-Zimmer-Hotel "Valluga" in St. Anton

 © Günter Fritz

Übernachten am Arlberg ist durchaus leistbar, insbesondere in einem Appartement oder einer Privatpension. Wer es luxuriöser haben will, dem tun sich freilich viele andere, hochpreisigere Möglichkeiten auf -etwa im "Gasthof Hotel Post" in Lech, wo auch die niederländische Königsfamilie urlaubt oder im "Zürserhof" in Zürs, der alle Stücke spielt. Auch der "Schwarze Adler" oder das "Sporthotel", beide im Zentrum von St. Anton, punkten mit Komfort und Qualität. Neben solchen Traditionsbetrieben setzen zuletzt jüngere Häuser Kontrapunkte mit modernen Konzepten, stylischem Design und Top-Kulinarik. Zum Beispiel das "Edelweiss" in Zürs mit einer Dependance des vegetarisch-veganen Haubenlokals "Tian" oder das "Arpuria" in St. Anton, das als Hidden Mountain Luxury Home mit 36 Zimmern und reduzierter Innenarchitektur, hochwertigen Materialien, ebensolcher Qualität in Ausstattung, Wellness und Service Tiroler Gemütlichkeit ohne Hirschgeweih bietet. Dazu gehört auch Casual Dining auf hohem Niveau in drei Restaurants, darunter dem "Q-Dinner Club" mit asiatischer Fusionsküche. Auch das 37-Zimmer-Hotel "Valluga" in St. Anton ist anders als viele andere Häuser - nämlich jung, bunt und gemütlich in skandinavisch-spanischem Stil mit einer Prise Tirol. Spa, Gratis-Shuttle, viele kleine, stylische Details und internationales Flair geben dem 37-Zimmer-Haus eine sympathische Note.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 7/2024.

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